Prof. Dr. Monika Henzinger erhält renommierten Wittgenstein-Preis

15.12.2021

Am 22. Juni 2021 wurden Österreichs höchstdotierte Wissenschaftspreise vergeben: Prof. Dr. Monika Henzinger ist Wittgenstein-Preisträgerin 2021. Die Fakultät für Informatik gratuliert herzlich.(Fotocredit: FWF/Daniel Novotny)

„Ich möchte der internationalen Jury sowie dem FWF für diese großartige Auszeichnung danken“, so Monika Henzinger in einer ersten Reaktion. „Sie gibt meiner Forschung und der Informatik in Österreich weiteren Aufschwung und Sichtbarkeit. Das ist sehr wertvoll, denn wir benötigen dringend mehr Talente, die verstehen, wie unsere digitale Welt funktioniert – und wie man sie auch verbessern kann“, so Henzinger weiter. „Außerdem zeigt der Preis, wie erfolgreich Frauen in der Informatik sein können, und hoffentlich ermutigt das mehr Kolleginnen, Informatik zu studieren“, so Henzinger abschließend.

„Ich möchte Wittgenstein-Preisträgerin Monika Henzinger sowie den sechs mit den START-Preisen ausgezeichneten Forschenden ganz herzlich gratulieren“, so Wissenschaftsminister Heinz Faßmann, der die Bedeutung der beiden Preise für das Forschungsland Österreich unterstreicht. „Der ‚Austro-Nobelpreis‘ schafft viel Freiraum, um hier in Österreich an der Weltspitze forschen und exzellente Teams aufbauen zu können. Das sind großartige Voraussetzungen, die nicht nur zu wichtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen führen können, sondern auch zu wertvollen Impulsen für den Innovations- und Wirtschaftsstandort Österreich“, so der Bundesminister.

„Der Wittgenstein-Preis ist die Bestätigung eines herausragenden wissenschaftlichen Lebenswerks, das im Falle von Monika Henzinger noch viele weitere exzellente Arbeiten erwarten lässt“, so FWF-Präsident Christof Gattringer, der auf die Aktualität von Henzingers Forschung hinweist: „Ihre Erkenntnisse im Bereich der Informatik tragen zum Schutz der Privatsphäre bei der Auswertung großer Datenmengen bei. In unserer immer digitaler werdenden Welt war das bereits vor Corona ein wichtiges Thema, nun ist es mit der Erfassung von Gesundheitsdaten überall auf der Welt aktueller und bedeutsamer denn je“, so Gattringer abschließend.

Wittgenstein-Preisträgerin 2021: Algorithmen für ein besseres Internet

Monika Henzinger ist seit 2009 Professorin an der Universität Wien. Nach dem Informatik-Studium in ihrem Herkunftsland Deutschland promovierte sie an der Princeton University in den USA und erhielt eine Assistenzstelle an der Cornell University. Ein zwischenzeitlicher Wechsel in die Privatwirtschaft gipfelte in Henzingers Position als Forschungsdirektorin beim Digitalkonzern Google. Zurück im akademischen Bereich war sie Professorin an der EPF Lausanne in der Schweiz, von wo sie schließlich nach Wien wechselte. Sie ist Verfasserin von über 200 wissenschaftlichen Arbeiten und hält über 80 Patente. Zu ihren zahlreichen wissenschaftlichen Auszeichnungen gehören zwei Advanced Grants des Europäischen Forschungsrates ERC, die sie 2014 und 2021 erhielt. Aktuell leitet Henzinger auch das FWF-Projekt „Fast Algorithms for a Reactive Network Layer“.

In ihrer Forschungsgruppe „Theorie und Anwendungen von Algorithmen“ an der Universität Wien ist Monika Henzinger auf die Gestaltung algorithmischer Systeme spezialisiert, unter anderem im Bereich der Analyse großer Datenmengen. Zu ihren Forschungsbereichen gehören computergestützte Verifizierung, Algorithmiksysteme auf Basis der Graphentheorie, verteiltes und paralleles Rechnen sowie algorithmische Spieltheorie. Einen neuen Schwerpunkt legt sie auf „Differential Privacy“, wodurch personenbezogene Informationen innerhalb großer Datenmengen beweisbar geschützt sind.

Jurybegründung: Bahnbrechende Beiträge zur Informatik

„Monika Henzinger war bzw. ist eine führende wissenschaftliche Persönlichkeit sowohl in der Industrie – unter anderem als erste Forschungsdirektorin bei Google – als auch in der Wissenschaft“, so die START-/Wittgenstein-Jury in ihrer Begründung. Und weiter: „Ihre Arbeit ist innovativ, wirkungsvoll und sowohl in akademischen als auch in industriellen Spitzenkreisen hoch angesehen.“ Monika Henzingers Forschungen wurden bereits mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, darunter zwei European Research Council Advanced Grants. Sie hält Mitgliedschaften in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der Academia Europaea und den Wissenschaftsräten von Österreich und der Schweiz. Zudem ist sie Fellow der Association of Computing Machinery – eine Auszeichnung, die nur an die besten ein Prozent der Informatiker weltweit vergeben wird.

Die START-/Wittgenstein-Jury besteht aus 13 Spitzenforscherinnen und Spitzenforschern, darunter befinden sich mit Bruce Beutler (2011, Physiologie/Medizin) und Stefan Hell (2014, Chemie) auch zwei Nobelpreisträger. Vorsitzende der Jury ist Janet Wolff, University of Manchester, UK.

Österreichs höchstdotierter Wissenschaftspreis

Der Wittgenstein-Preis richtet sich an exzellente Forscherinnen und Forscher aller Fachdisziplinen. Die mit 1,5 Millionen Euro dotierte Auszeichnung unterstützt die Forschung des Preisträgers und garantiert Freiheit und Flexibilität bei der Durchführung. Forschende können so ihre Forschungstätigkeit auf international höchstem Niveau vertiefen.

Mit dem Wittgenstein-Preis möchte Monika Henzinger zunächst ihre Forschungsgruppe erweitern und verstärkt Expertinnen und Experten nach Wien einladen, um Workshops zu veranstalten und so einen Wissensaustausch zu ermöglichen. Neue Laufbahnstellen sollen es gestatten, qualifiziertere und erfahrenere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuziehen. Im Rahmen des „Distinguished Visiting Austrian Chair Professorship“ wird Monika Henzinger zudem die kommenden sechs Monate an die Stanford University gehen. Dort wird sie sich unter anderem mit der Digitalszene zum Thema Differential Privacy austauschen – einem speziellen Algorithmus, der eine Anfrage durchführt, verändert und die Daten ganz leicht verfälscht. Statistisch gesehen sind diese Änderungen irrelevant, die Antworten, die aus großen Datenmengen über Gruppen von Menschen gezogen werden, sind noch immer sehr aussagekräftig. Die Verfälschung versteckt aber die Informationen zu einzelnen Personen so gut, dass sie garantiert geschützt sind. (Quelle: FWF)

Die Informatikerin Monika Henzinger ist Österreichs neue Wittgenstein-Preisträgerin. (Fotocredit: FWF/Daniel Novotny)

Die Informatikerin Monika Henzinger ist Österreichs neue Wittgenstein-Preisträgerin. (Fotocredit: FWF/Daniel Novotny)